3 Fehler, die Sie vermeiden sollten, wenn es um Purpose geht

Die aktuelle Krisenserie boostert Sicherheits- und Sinnfragen. Ein alter Hut aus der Soziologie: Wenn’s eng wird, kommen alte Fragen, vor allem aber Antwortbedarf hoch. Hilft derzeit das Aufplustern des Betriebs mit großartigen Unternehmenszwecken, mit einem Sinngehalt, der plötzlich vom Himmel zu fallen scheint? Denn zumeist wird »Purpose« genau so gehandelt.

Mal abgesehen davon, dass sinnorientierte Unternehmensführung weder neu, noch »Purpose« als aufgehübschtes Mission-Statement gemeint ist; und ganz unabhängig von dem, was »Purpose« im ursprünglichen Sinne meint (Firmen mit sozialer Substanz), können Führung und HR zumindest den gröbsten Un-Sinn leicht vermeiden. Diese Dreifaltigkeit besteht aus:

Kirche statt BWL

Was denken Sie: Warten Ihre Mitarbeiter* dringend darauf, dass ihnen ihr Betrieb (oder Chef bzw. Chefin) den Sinn ihrer Arbeit erklärt? Wir kennen nicht viele. Genauer: Keinen einzigen.

Themenqualifizierung bei den Marketern suchen

Kommt ein neues Thema auf, wird gern bei den Fach-Vermarktern nachgehört. »Purpose« ist im Zeitgeist-Diskurs meist genau da aufgehängt: nämlich als Haltungsmarketing. Woran das liegt? Nun, Simon Sinek ist genau da gestartet und hat das frühe Apple-Marketing als Aufhänger für seine Justierung betrieblicher Sinnfragen genutzt (»Start with the why«). Eine Verkaufsmasche also. Aber keine sinnorientierte Unternehmensführung.

Purpose-Helden und Vorbildern glauben

Larry Fink (Blackrock) oder Howard Schultz (Starbucks) sind Purpose-Helden. Beide sind Lieblinge der Management-Revolverpresse, weil sie scheinbar unerhört revolutionär ihre Unternehmen führen. Beide sind mit ihren Purpose-Vorstößen berühmt geworden – aber auch berüchtigt (eine Zwischen-Analyse des Harvard Business Managers etwa ergab, dass sich, Purpose hin oder her, seit dessen Ausrufen bei Blackrocks Geschäftspraktiken nicht viel geändert hat). Der Schritt von Blackrock war eine Reaktion auf den Kampf um Unternehmensgewinne: Die Kunden von Blackrock fangen an nachzufragen, wie gesellschaftliche Werte dazu beitragen können, Anlageergebnisse zu verbessern. Und wenn sich Anfragen dieser Art häufen, werden sie zu einem immer wichtigeren Faktor bei der Gewinnung und Bindung von Kunden im Bereich der Vermögensverwaltung – was Blackrock sehr bewusst ist. »Ausweitung der kapitalistischen Kampfzone«, könnte man auch sagen.

Fazit

Es hilft, im Hinterkopf zu behalten, dass das gesamte Thema (MTP: Massive Transformative Purpose) ein durch und durch amerikanisches ist. ›Denke höher, schneller, weiter, größer!‹. In einer sozialen Marktwirtschaft gibt es jedoch noch andere Orientierungspunkte. Größe um ihrer selbst willen kommt bei uns nicht so gut an – und Sinngerede ohne Substanz auch nicht.

Mehr zum Thema »Karriere in New Work«? Hier entlang

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?